Kunst in der Fuggerkapelle

Wir bedanken uns sehr herzlich bei Sigrid Gribl für die freundliche Abdruckgenehmigung des folgenden Textes:

Architektur nach Entwürfen von Dürer

 

Von Albrecht Dürer sind Vorskizzen der Fuggerkapelle erhalten. Damit ist er als kreativer Urheber für den Bau anzunehmen, auch wenn an dem Bau sicher weitere Architekten und Künstler beteiligt waren. Die Fuggerkapelle gilt heute als erster sakraler Renaissanceraum in Deutschland. Von Dürer wurde sie als in sich geschlossener Raum entworfen, der sich bewusst vom Hauptgebäude absetzt. 1509 war das Mittelschiff von St. Anna nämlich noch ein relativ dunkler Kastenraum mit flacher Holzdecke. Die Fuggerkapelle dagegen erhob sich im Westen als hochgewölbtes, ganz eigenständiges Bauwerk. Die Rippengewölbe in dem lichten Raum sind sternförmig angeordnet, der Schlussstein trägt ein Marienbildnis. Pfeiler gliedern die Rückwand der Kapelle, dazwischen sind Epitaphien für die Brüder Ulrich, Georg und Jakob gesetzt. Eine Empore gliedert die Höhe und lenkt den Blick auf eine imposante Flügelorgel, die ein kreisrundes Fenster umfasst. In seiner Mitte leuchtet das golden-blaue Lilien-Wappen der Fugger. Wappen und Handelszeichen der Fugger, ein Dreizack mit Ring, sind auch auf der Stirnseite des Chorraumes, in den Diagonalrippen und auf dem Fußboden zu entdecken. 

 

Musik als Gabe Gottes - die Orgel und ihr Bildprogramm

 

Orgel

Jörg Breu d. Ä. (1475-1537) bemalte die Flügel für die Orgel der Fuggerkapelle, die 1512 von Jan Behaim gebaut wurde. Es geht um die Bindekraft der Musik zwischen irdischem Leben und Ewigkeit, um die Musik als Gabe Gottes.

Links ist die Himmelfahrt Christi zu sehen, neben den zwölf Aposteln sind als Zuschauer auch Jakob Fugger und Jörg Breu abgebildet. Auf dem rechten Flügel mit der Himmelfahrt Marias hat auch Kaiser Maximilian einen Platz. Das Bildprogramm der kleineren Flügel widmet sich der Musik: von ihrer Erfindung bis zu ihrer Erforschung und schließlich ihrer Umsetzung im Gesang. 

 

Beweinungsgruppe

 

Beweinungsgruppe

Hans Dauchers Figurengruppe entstand ca. 1512-1517. Ein Engel hält den Leichnam Christi und bietet ihn der Gemeinde zur Beweinung und „Erbärmde“ dar. Christus trägt die Dornenkrone und die Wundmale der Kreuzigung und des Lanzenstichs. Sein Leid ist noch präsent in dem schmerzlich verzerrten Gesicht und dem erstarrten, halb geknickten Körper. Maria und Johannes stützen in ihrer Trauer die leblosen Hände. Sie fassen das Grabtuch, es ist noch gefaltet, aber schon um den toten Körper gelegt. 

Das Motiv mit der Darbietung des Leichnams Christi hat im christlichen Glauben eine starke Symbolkraft: es steht für die Gegenwart Christi in der Eucharistie. Im Abendmahl empfangen die Gläubigen mit Brot und Wein den Leib und das Blut Christi. Christus hat sein Leben für die Menschen hingegeben, damit auch sie auferstehen und ewig leben – dies ist die Heilsbotschaft des Abendmahls und der Figurengruppe auf dem Altar.