Samuel Urlsperger und die Salzburger Exulanten

 

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Ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der St. Annakirche sind die Salzburger Exulanten.

Bereits 1685 waren die Evangelischen aus dem Erzbistum Salzburg vertrieben worden.  Bei einer Volkszählung 1731 entdeckte man aber immer noch 20.000 Evangelische. Erzbischof Anton Leopold Freiherr von Firmian wollte die “Ketzerei” in seinem Gebiet aber nicht weiter dulden. So mußten sich die Evangelischen zwischen Heimat und Glaube entscheiden. Am 31. Oktober 1731 wurde vom Erzbischof das Emigrationspatent unterzeichnet. Im  Winter desgleichen Jahres begann der Auszug der Salzburger Exulanten in der Hoffnung im protestantischen Norden eine neue Heimat zu finden.

“Erschrik nit vor der geschoren Rott,
Befelch dein Sach dem lieben Gott.
Ob sie uns gleich vom Land tun jagen,
Wölln wir Gott Lob und Dank tun sagen.
Christus, der wird uns wohl bescheiden,
Wird uns ein andre Wohnung zeigen.”

So sangen sie in einem ihrer Lieder.

 

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Ein Teil der Auswanderer nahm ihren Weg über Augsburg. Am Sylvesterabend 1731 traf die erste Gruppe vor dem Roten Tor in Augsburg ein. Es war der erste von insgesamt elf Zügen mit 6116 Emigranten, die durch Augsburg kamen. Diese Zahl ist in einem handgemalten Bilderbuch aus dieser Zeit überliefert, das den Aufenthalt der Exulanten in Augsburg darstellt und immer noch im Besitz der St. Annagemeinde ist. Die letzte größere Gruppe kam am 11. August 1732 nach Augsburg ...

Am 14. Juni 1732 feiern die Emigranten zum ersten Mal einen großen Festgottesdienst in St. Anna, nachdem sie in einem langen Zug durch die Stadt gezogen waren.

Samuel Urlsperger (1685 - 1772), Pfarrer an St. Anna,  nahm sich in besonderer Weise der Emigranten an. Er besuchte sie  „bei Tag und bei Nacht“, organisierte ihren Aufenthalt, gab ihnen Unterricht und predigte in ihrem Lager.  Außerdem sammelte er in Augsburg und weit darüber hinaus Spenden für sie.

 

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Ein Teil der Salzburger Emigranten fand Heimat in Ostpreußen, angeworben durch König Wilhelm Friedrich I. von Preußen. Ein anderer Teil wanderte nach Georgia in Südkarolina aus. Dort wurde durch die Emigranten die Kolonie Ebenezer gegründet. Ein großes Anliegen von Urlsperger war es dabei, jedem Trupp Auswanderer einen Geistlichen mitzugeben, damit in der neuen Heimat der evangelische Glaube auch wirklich gelehrt und gelebt werden konnte.

Jeden Sommer trifft man in der Annakirche amerikanische Christen auf der Suche nach den Spuren ihrer Vorfahren, die den Namen Samuel Urlsperger in dankbarer Erinnerung behalten haben.